Blutegeltherapie

 

Viele denken beim Wort Blutegel als erstes an einen ekligen, blutsaugenden Wurm. Aber die nähere Beschäftigung mit dem Blutegel (Hirudo) und eine intensive Ausbildung zur Blutegeltherapeutin für Tiere haben mir gezeigt, wie wertvoll die kleinen Helfer in der Tiertherapie sind.

 

Der Blutegel wurde vor der Erfindung von künstlichen Antibiotika und Schmerzmitteln weltweit sehr häufig bei allen Arten von Entzündungen und Verletzungen eingesetzt. Durch die exzessive Nutzung von Egeln wurden sie fast ausgerottet und die Erfindung von chemisch hergestellten Medikamenten hat die Egeltherapie weiter in Vergessenheit geraten lassen. Mittlerweile hat aber sowohl die Human- wie auch die Tiertherapie den Egel wieder entdeckt.

 

Der große Nutzen des Egelbisses liegt weniger im Blutsaugen selber, sondern vielmehr an der einzigartigen Speichelzusammensetzung des Egels. Beim Biss wird die sogenannte Saliva (Egelspeichel) in die Bisswunde abgesondert. Bisher wurden noch nicht alle Bestandteile der Saliva vollständig analysiert, aber man weiß, dass sich neben dem blutverdünnenden Hirudin (dem das Heparin nachempfunden wurde) auch schmerzlindernde und natürliche antibiotische Stoffe in der Saliva befinden. Somit wird durch den Egelbiss nicht nur eine lokale Druckverminderung durch den Abfluss von Blut geschaffen, sondern es werden auch direkt an der schmerzhaften, entzündlichen Stelle die krankheitsauslösenden Faktoren bekämpft.

Durch die lokale blutverdünnende Wirkung der Saliva sieht das notwendige und durchaus erwünschte Nachbluten oft dramatisch aus. Aber die Blutmenge ist so gering, dass bei der richtigen Menge von Egeln und der richtigen Größe der Egel keine Gefahr für Ihr Tier besteht. Auch die Infektionsgefahr der Bisswunde ist bei richtiger Handhabung der Egel praktisch nicht vorhanden.

 

Unsere Haustiere tolerieren die Egelbisse sehr gut und schlafen während der Behandlung sogar oft ein. Es gibt unterschiedlich große Egel. Somit kann mit der richtigen Egelgröße und der gewählten Anzahl von Egeln die Blutmenge, die gesaugt wird und nachblutet, gut dosiert werden.

 

Von den über 600 existierenden Egelarten, werden zurzeit nur drei zu medizinischen Zwecken verwendet. Ich verwende für meine Therapie ausschließlich den Hirudo medicinalis, der in unseren Gewässern nicht heimisch ist. Das Transfusionsgesetz verpflichtet Blutegeltherapeuten zur gewissenhaften Entsorgung der vollgesaugten Egel, das heißt, der Egel muss nach getaner Arbeit eingefroren und somit getötet werden oder in einen Rentnerteich zurückgeschickt werden, in dem die Egel bis an ihr Lebensende bleiben dürfen.

Um den europäischen Egelbestand nicht weiter zu gefährden und um bestmögliche Sicherheit zu bieten, verwende ich nur Egel aus einer Zuchtanlage, die die Arzneimittelzulassung für Egel hat, und keine Wildfänge, die hier lediglich in Quarantäne waren.

 

 

Anwendungsgebiet unter anderem bei:

 

-          Arthrose, Spat, Schale

-          Hüftgelenksdysplasie

-          Gelenksentzündungen

-          Narbenbehandlung, schlecht heilende Wunden

-          Operationsnachsorge

-          Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen

-          Hufrehe

-          Hautentzündungen durch Allergien, z.B. Sommerekzemer (wenn ein Parasitenbefall

           ausgeschlossen wurde), Hotspots

-          Hämatome

-          Furunkel, Abszesse

-          Schlecht heilende Wunden